Das Goslarer Netzwerk gegen häusliche Gewalt hat den fünften Fachtag diesmal im Cineplexkino, kostenlos von Jill und Florian Wildmann zur Verfügung gestellt, erfolgreich mit einem spannenden Programm ausgerichtet.
Landrat Thomas Brych eröffnete den Fachtag und dankte zunächst den Netzwerkakteuren vom AWO-Kreisverband Region Harz e.V.: Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt im Landkreis Goslar (BISS), Goslarer Frauenhaus e.V. , der Polizeiinspektion Goslar, WEISSER RING e.V., Deutschen Kinderschutzbund e.V. Goslar, Amtsgericht Goslar, Kinderschutz Landkreis Goslar, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Goslar sowie der Städte Goslar und Bad Harzburg und der Asklepiosklinik. Dem Ex-Polizeichef Brych liegt dieses Thema auch als Landrat immer noch sehr am Herzen: "Häusliche Gewalt ist kein Randphänomen, trotz verbesserter Strafverfolgung gibt es zu viele Opfer. Gerade auch im Interesse der Kinder müssen wir alle Zivilcourage zeigen und die Taten öffentlich machen."
Das Thema "ProBeweis": Anonyme Beweissicherung im Kontext häusliche Gewalt und die Arbeit der Kinderschutzambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) waren die zentralen Themen der Referentin Prof. Dr. med. Anette Solveig Debertin von der Medizinischen Hochschule in Hannover, die 250 fachkundige TeilnehmerInnen im Cineplex bewegten.
Die Referentin stellte im ersten Fachvortrag die Realisierung einer landesweiten Struktur zur verfahrensunabhängigen Beweissicherung für von häuslicher und sexueller Gewalt Betroffene vor. Sie dankte der Asklepiosklinik, die seit drei Jahren dem landesweiten Netzwerk angehört und das ProBeweis Verfahren, also ohne dass das Opfer Polizei oder Justiz einschaltet, durchführt.
Der Moderator des Fachtages, Günter Koschig vom WEISSEN RING, bedankte sich bei Prof. Dr. Debertin für das sehr empathisch vorgetragene Referat mit einer kleinen Engelsfigur und den Worten: "Sie sind mit ihrem ProBeweis Angebot ein Segen für alle Opfer häuslicher Gewalt, die damit auch später gegen den Täter vorgehen können."
Im zweiten Vortrag informierte Prof. Dr. Debertin über ihre Arbeit aus der Kinderschutzambulanz. Sie erläuterte anhand zahlreicher Beispiele aus ihrer Praxis, wie man eine Kindesmisshandlung aus medizinischer Sicht erkennt und wie sie bei Anfragen aus ganz Niedersachsen mit ihrem Team der MHH Hilfestellung gibt. Eine Teilnehmerin des Fachtages brachte es nach den bewegenden Ausführungen der großartigen Medizinerin unter dem Beifall aller auf den Punkt: "Prof. Dr. Debertin ist der Hammer."
Abschließend kam noch einmal Bewegung auf die Kinobühne: Jill und Florian Wildmann gaben praktische Einblicke in die Selbstverteidigungssysteme Krav Maga und Kalah. Beide machten deutlich, dass Selbstverteidigung auch Selbstbewusstsein fördert und die Fähigkeit steigert, Gefahrensituationen zu erkennen bzw. zu meiden.
Anne Panter realisierte ein Graphic Recording, zeichnete also die Inhalte und Eindrücke der Vorträge nach. Im Nachgang wird eine Broschüre erstellt, die die Thematik u.a in Schulen und bei Fortbildungen und letztlich in der alltäglichen Arbeit zu Aufklärungszwecken eingesetzt werden kann. Das Graphic Recording wurde über Gaby Drost durch Mittel der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Goslar realisiert.